INTERVIEW
„Analogue Souls“ Bernd Delbrügge über das Debütalbum der Delbruegge Band
„Ich wollte die Musik komponieren
38 Kölner 04/22
und aufnehmen, die ich
selbst morgens um zwei Uhr in
meiner Lieblingsbar hören
möchte. “ So beschreibt Saxofonist
Bernd Delbrügge die
Motivation hinter „Analogue
Souls“. Im Gespräch mit uns
erzählte er vom spannenden
Aufnahmeprozess, von seiner
Sicht auf den Streaming-Hype
und von ungewöhnlichen
Verbindungen.
Das ganze
Interview
lesen Sie auf
www.koelner.de.
Warum haben Sie sich dazu entschieden,
„Analogue Souls“ komplett
analog aufzunehmen?
Wir wollten das Album so aufnehmen,
wie man es von Labels
wie „Sun Records“, „Stax“ oder
„Motown“ kennt. Das bedeutet,
es in einer gemeinsamen Aufnahmesession
live im Studio
einzuspielen. Von Anfang an
war auch klar, dass wir dafür
ausschließlich analoge Instrumente
verwenden würden – z.B.
eine Hammond-B3-Orgel und
ein originales Wurlitzer-Piano.
Da lag es nahe, das Aufnahmeverfahren
ebenfalls analog zu
gestalten. Eine analoge Aufnahme
kann theoretisch unendlich
viele Toninformationen abbilden.
Eine digitale Aufnahme
zerlegt alles in „0“ und „1“. Im
Ergebnis klingen analoge Aufnahmen
einfach wärmer, berührender.
Dirk Baldringer in
Leverkusen war immer schon
ein Verfechter analoger Technik
und verfügt in seinem Studio
über Tonbandtechnik aus den
70er-Jahren. Und er weiß damit
umzugehen! Für die Aufnahme
meines Saxophons haben wir
uns übrigens für ein Mikrofon
aus dem Jahr 1963 entschieden,
ein baugleiches Exemplar hat
schon Ringo Starr bei den
Beatles
benutzt.
„Analogue Souls“ erscheint exklusiv
auf Vinyl: Sie halten nicht
viel von Streaming-Diensten?
Ich betrachte das Thema natürlich
weniger aus der Sicht des
Konsumenten, denn aus der
Sicht des Komponisten und
Produzenten. Streaming-Dienste
wie „Spotify“ sind bekannt
dafür, uns Künstlern nur marginale
Summen für das Abspielen
unserer Musik auszuzahlen. Für
Charts-platzierte Musiker mag
das einen Sinn ergeben, die große
Mehrheit der Musikschaffenden
geht dabei aber leer aus.
Von der audiophilen Qualität
und Faszination einer analogen
Studioproduktion bleibt auf
Spotify ohnehin wenig bis
nichts übrig. Ganz zu schweigen
davon, dass wir für „Analogue
Souls“ ein feines Artwork
entwickelt
haben. Daran haben
eine tolle Grafikerin und großartige
Fotografen mitgewirkt.
Das Album erscheint in einem
hochwertigen vierseitigen
Klappcover.
All das ergibt in der
Summe
ein „Werk“, das sich
über Streaming-Dienste nicht
darstellen lässt.
Zu „Hop Hop“: Funk gilt gemeinhin
als sehr lebensbejahend. Ist
es schwer in diesen Zeiten solche
Musik zu schreiben?
Funk ist zuallererst Bewegungsmusik,
und „Hop Hop“ ist einer
der ersten Songs, die ich für das
Album geschrieben habe – also
ganz zu Beginn der Corona-Krise.
Da stand natürlich auch
die Sehnsucht nach einer Musik
Pate, die uns und das Publikum
aus der Lethargie erweckt und
wieder in Bewegung versetzt.
Am 06.04. stehen Sie mit Ingolf
Lück auf der Volksbühne. Wie
kam diese Verbindung zustande?
Ingolf und ich kennen uns schon
lange. Wir sind ja beide „Eastern
Westfalien-Aliens“ in Köln.
So ein Leben in der Diaspora
verbindet. Und als ich die Idee
für dieses Bühnenformat hatte,
hat Ingolf sofort „Ja“ gesagt.
Im Friedrich-Ebert-Saal in Bickendorf
steigt am 29.04. das Releasekonzert.
Was wünschen Sie sich
für den Abend?
Das klingt jetzt vielleicht abgedroschen,
aber im Augenblick
wünsche ich mir nichts mehr als
Frieden. Mein größtes Glück
wäre, wenn wir den in der
Ukraine
zum Zeitpunkt unseres
Konzerts hätten. Die Hoffnung
stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Die Delbruegge Band v.l.: Bernd Delbrügge, Dirk Ferdinand, Gero Gellert & Gert Kapo
Foto: Matthias Baus
Foto: Kai Freytag
Foto: Westparc Music
VÖ: 29.04.2022
Bernd Delbrügge im Studio