den Augen zu verlieren. Eine ihm
eigene Eleganz, ganz ohne Eigennutz.
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Schnell, aber ohne Eile.
Kompliziertes sehr einfach ausschauen
lassen: Das war Banachs
Ansatz auf dem Platz. Nicht viel
Brimborium, sondern zielstrebig
Richtung gegnerisches Tor. Ein
Vollblut-Knipser eben, komplett
unprätentiös. „Wenn der schlaksige
Stürmer den Ball für den FC
ins Tor bugsierte, beschlich den
Zuschauer nicht das Gefühl vom
großen Rasenzauber oder vollendeter
Brillanz. Die Tore erinnerten
ihn vielmehr wieder daran, dass
Fußball ein sehr einfaches Spiel
ist. … Banach tänzelte nicht, er
spielte nicht Hacke, er machte keine
Übersteiger. Er zog einfach ab.
Immer wieder. Ball, Schuss, Tor“,
schrieb das „11Freunde“-Magazin
passend. Suche man nach gegenwärtigen
Vergleichen, fallen einem
Spieler wie eben Thomas Müller
ein, die diesen Drang zum Tor
und diese Simplizität des Spiels
vereinen. Fast ein Alleinstellungsmerkmal
damals. Etwas, das Maurice
Banach besonders machte.
Als Spieler und als Menschen.
Der Stürmer war endlich angekommen,
hatte sich durchgebissen.
Der kleine Junge aus Berg Fidel
auf der großen Fußballbühne
– vom Bordstein bis zur Skyline
quasi. Der schüchterne Stürmer, so
zurückhaltend im Leben, so eiskalt
auf dem Platz. Als Straßenfußballer,
der noch auf roter Asche das
Kicken lernte, ausgerechnet beim
1. FC Köln, der seine elitäre Arroganz
damals wie eine Monstranz
vor sich hertrug. Als Karnevalsfan
ausgerechnet in der Jecken-Hochburg
Köln, als jemand, der das
grelle Rampenlicht nicht sucht,
aber trotzdem der Liebling des
FC-Anhangs ist. Sympathieträger
und Torjäger – vereint in einer einzigen
Person. Jemand, der nichts
Besonderes sein wollte und genau
deshalb im Fußball-Business etwas
ganz Besonderes war. Jemand, der
vor dem gegnerischen Kasten die
Ruhe weg hatte und den auch abseits
des Rasens niemand aus der
Ruhe bringen konnte. „Mucki
hätte man in die Hosentasche pinkeln
können, er hätte sich dafür
noch bedankt“, drückt es Claudia
Weigl-Banach 30 Jahre später aus.
Ein herzensguter Kerl – nur eben
nicht im gegnerischen Strafraum.
Dort wurde der passionierte Angler
zum eiskalten Killer.
Vor allem deshalb schien für Mucki
Banach die weitere Karriere bereits
vorgezeichnet: Der Stürmer zählte
zu den treffsichersten Angreifern
der Bundesliga, lag im November
1991 gemeinsam mit Dortmunds
Stephane Chapuisat an der Spitze
der Bundesliga-Torschützenliste.
Eine Berufung in die deutsche Nationalmannschaft
galt nur noch
als eine Frage der Zeit, zumal
mit Berti Vogts ein früher Förderer
Banachs Bundestrainer der
DFB-Auswahl war. „Natürlich ist
das ein Ziel“, betonte der Kölner
Angreifer selbstbewusst. Banach
Siegerpose:
Banach auf dem Weg in die Nationalmannschaft.