Eins, zwei,
drei, Frier
Kunst kriegt
die Kurve
Rom
reloaded
Die Welt ist
eine Dose
Komplett jeck: aus
dem Fotoalbum der
»Cäcilia Wolkenburg«,
Köln 1914
Kultur
lebt
in Köln.
D AS MAGAZIN N 1 2022
Spielraum
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Zweimal im Jahr präsentieren sich alle Kölner
Museen in museen.koeln – Das Magazin, gedruckt
und online – immer unter einem neuen
Themen-Schwerpunkt. In der ersten Ausgabe
2022 ist das Thema: »Spielraum«! Hier geht es
zum kompletten Heft: www.museenkoeln.de/
portal/museenkoeln-Das-Magazin
Museen der
Lateinische durch die deutsche Sprache ersetzte
– man inszeniert sich als Vorkämpfer
deutschen Volkstums. Das dürfte dem »Führer
« gefallen haben. In dessen Domizil auf
dem Obersalzberg 1945 von einem französischen
Soldaten gefunden,
gelangt dieser Verbundbrief
1969 zurück nach Köln. Ende
gut, alles gut?
Fast. Nach dem Krieg
folgt man wieder der Linie
von 1794: Der Verbundbrief
mache Köln zu einer »der ältesten
Demokratien nördlich
der Alpen«, erklärt Oberbürgermeister
Hermann Pünder
1945, denn: »Wir Kölner
brauchen Demokratie nicht
erst zu lernen, sie liegt uns im
Blut.« Ganz so, als habe nur
eine kleine Minderheit von
Nazis die Diktatur von außen
über die altehrwürdige Stadt
gebracht. Darauf ein Kölsch! Gebraut nach
den Regeln der KölschKonvention
mit ihrer
Urkunde von 1986: gestaltet nach dem
Vorbild des Verbundbriefs. Die findet sich
übrigens auch im Bestand des Archivs.
Nicht nur der Kölner MännerGesangVerein,
1842 gegründet als »Kunstanstalt für
den deutschen Männergesang«, ist eine
echte Institution. Auch sein traditionsreicher
»Ableger«, die Bühnenspielgemeinschaft
»Cäcilia Wolkenburg«, die erstmals
1874 in Erscheinung tritt. Deren Spezialität:
Gesungen und gesprochen wird durchweg
Kölsch, alle Frauenrollen sind mit Männern
und überhaupt das komplette Ensemble
mit Laien besetzt. Die sogenannten »Divertissementchen
« (kommt von: Kurzweil und
Belustigung) bringen alljährlich zu Karneval
parodistisch Kölner Ereignisse und Eigenarten
auf die Bühne, so 2022: »Napoleon en
Kölle«. Die aufwendigen Inszenierungen des
urkölschen Musiktheaters mit schwindelerregender
Bandbreite (von der hochdramatischen
Opernarie über Schlagermelodien
bis zum Kölschen Fastelovendkrätzchen)
treffen seit Jahrzehnten auf ein begeistertes
Publikum. Das Historische Archiv hütet
einen besonderen Schatz: ein Fotoalbum
mit frühen Schwarzweißaufnahmen der
»Divertissementchen«. Es enthält Fotos
von Aufführungen und Ensembleporträts in
teils gewagten Posen und Kostümier ungen
aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Der schlechte Zustand des Zeitdokuments
macht 2008 eine wissenschaftliche Untersuchung
und vollständige Restaurierung
erforderlich. Den Einsturz des Archivgebäudes
übersteht das Album nahezu
unbeschadet – in der nicht betroffenen
Fotowerkstatt, wo es lag, um digitalisiert
zu werden.
Liebling
Die Kölner Verfassung:
Verbund brief vom
14. September 1396,
Pergament mit 23
anhängenden Siegeln,
Historisches Archiv
der Stadt Köln
Bettina SchmidtCzaia,
Foto: RBA Köln;
»Cäcilia Wolkenburg«, Repros: RBA Köln; Kölner Verbundbrief,
Dauerleih gabe im Kölnischen Stadtmuseum, Foto: HAdStK,
Best. 1 U 57883
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