Kölner 05/22 13
So könnte es werden: Wasserspiele auf „ebener Fläche“
auf dem Neumarkt hätten gegenüber
anderen Bauten einen
Vorteil: Stellt man sie ab, ist
der Platz weiterhin für jede andere
Nutzung offen. Floh- und
Weihnachtsmärkte könnten
wie gewohnt stattfinden, aber
ebenso Demonstrationen;
auch Roncalli könnte weiterhin
sein Zelt aufbauen.
Portal zur Innenstadt
Wichtig ist dem Städteplaner
die bessere fußläufige Anbindung
des Platzes an die Achse
Schildergasse-Mittelstraße.
Im Idealfall solle der Neumarkt
nicht mehr vom gesamten
Verkehr umfahren werden. Die
Nordseite des Platzes sei vielmehr
gestalterisch bis zur anliegenden
Bebauung zu führen.
So entstünde nicht nur
optisch eine breite Trasse für
Zufußgehende sowie für eine
angemessene Außengastronomie,
sondern auch für eine
weitere Reihe Bäume, die das
Platzklima positiv beeinflussen
würden. Weiterhin erlaubt
sein solle die Passage für Radfahrende,
Bahnen und Busse
sowie für den Anliegerverkehr.
Weniger Verkehr ist möglich
Seine Erfahrung zeige, erläuterte
Braunfels, dass der Rückbau
von bestehenden Verkehrsflächen
stets zu großen
Diskussionen und erheblichen
Bedenken führe. Seine Erfahrung
zeige aber auch, dass die
Verkehrsdichte zunehme, wenn
man Autos mehr Raum gäbe
und abnehme, wenn man ihren
Raum sinnvoll beschränke. Autofahrende
nutzten jeweils immer
die Möglichkeiten, die sich
ihnen böten. „Bieten wir ihnen
andere, so nutzen sie diese”, so
Braunfels und verwies auf die
von ihm gestaltete Neue Mitte
Ulm. „Dort wurde die sehr begrenzte
Fläche in der Stadtmitte
fast gänzlich von einer mehrspurigen
Fahrbahn verbraucht“,
so Braunfels. „Wir haben diese
Fahrbahnen unter größten Diskussionen
komplett zurückgebaut,
zugunsten von besseren
Aufenthaltsflächen. Der intensive
Verkehr ist verschwunden,
niemand beklagt sich.”
Die Verkehrsführung rund um
den Neumarkt und am Neumarkt
vorbei ist einer der
größten Diskussionspunkte,
wenn es um eine Neugestaltung
des gesamten Areals geht.
Dies auch, weil der Bau einer
U-Bahn an der Südseite des
Platzes noch nicht abschließend
entschieden wurde.
Kommt diese, findet sich dort
eine Großbaustelle über Jahre
hinweg.
Umsetzung in Schritten
Stephan Braunfels betont, er
lege eine Konzept vor, das
modulartig umgesetzt werden
könne. Es gäbe jeweils mehrere
Optionen. Entscheide man
sich für eine neue Verkehrsführung,
so sähe das
Konzept dies vor. Entscheide
man sich dagegen, so gäbe es
auch dafür Vorschläget. Man
könne sich quasi ringförmig in
einzelnen Schritten von außen
nach innen auf die Platzmitte
zubewegen. Könne man
sich zu gar nichts entschließen,
bliebe immer noch die
Möglichkeit, den Platz einheitlich
neu zu Pflastern. Die
jetzige Pflasterung mit ihren
23 unterschiedlichen Ansätzen
und Materialien sorge
schon aus sich heraus für ein
schmuddeliges Erscheinungsbild.
Braunfels – und mit ihm das
versammelte Publikum – ging
jedoch davon aus, dass sehr
viel mehr möglich ist, wenn
sich Verwaltung und Politik in
Köln zusammenschlössen und
diese Aufgabe beherzt angingen.
Kölns größter Platz stünde
nicht nur für sich sondern
ebenso für ganz Köln.
Politische Zusammenarbeit
Die anwesenden Vertreter der
Kölner Ratsfraktionen bekräftigten
in einzelnen Redebeiträgen
aus dem Auditorium auch
sogleich, dass sie dazu und zur
dafür notwendigen Zusammenarbeit
bereit seien. Man wolle
eine Auswertung des Konzepts
umgehend angehen und nicht
ins nächste Jahr verschieben.
Oberbürgermeisterin Henriette
Reker bedankte sich für das Engagement
der Initiativen und
betonte ihre grundsätzliche
Unterstützung des Engagements,
wenngleich sie weiterhin
Herausforderungen sehe.
Großes ist möglich
Auch die von Architekt Kaspar
Krämer (ehem. Vorsitzender des
Bundes deutscher Architekten)
moderierte Diskussion mit dem
Publikum ergab die deutliche
Forderung an Politik und Verwaltung,
dem Platz die notwendige
Aufmerksamkeit nicht weiter
zu versagen und endlich
Fassbares entstehen zu lassen.
Am Ende waren sich viele in vielem
einig, auch in der Hoffnung
gemeinsam viel schaffen zu
können.
Alexandra L. Evers, Vorsitzende
der IG Neumarkt und Guido
Köhler, Vorsitzender der BG Zukunft
Neumarkt zeigten sich
überzeugt: „Auf dem Neumarkt
kann wieder Großes entstehen.
Wir bleiben dauerhaft am Ball.“
INFO Das Konzept zum Download:
www.ig-neumarkt.de, Weitere Informationen:
www.zukunft-neumarkt.de
Visualisierung: Büro Braunfels
Foto: mwk-koeln.de
In der Joseph-Könn-Aula an St. Aposteln