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SPORT
„Kölner sind Realisten – Europa wir kommen“
Auf ihrer Brust steht, was Fans des 1. FC Köln beschäftigt. Jeden Spieltag
aufs Neue. Seit Dezember 2014 besuchen „Zwei Kölsch“ die FC-Spiele in ganz
besonderen T-Shirts.
Von Simon Ommer
Sie sind unabhängig, leidenschaftliche Anhänger
des 1. FC Köln und haben eine tiefe Verbundenheit
zu ihrer Heimatstadt Köln: „Zwei Kölsch“. Das sind
Thomas Lambertz und Michael Wurzer, die seit
sieben Jahren zu jedem Heimspiel des 1. FC Köln
im RheinEnergie-Stadion mit einem neuen Mottoshirt
erscheinen.
Mittlerweile machen sie jedoch noch einiges
darüber hinaus. Die T-Shirts waren aber der Ursprung:
„Am 6. Dezember 2014 waren wir zum
ersten Mal mit T-Shirts mit einem Motto im RheinEnergie
Stadion. Das war eine Woche nach dem
Auswärtsspiel des FC in Leverkusen, das die Mannschaft
1:5 verloren hat. Nach dem Spiel stellte sich
Roger Schmidt vor die Kameras und beschimpfte
FC-Trainer Peter Stöger wegen seiner Spielweise“,
erinnert sich Michael Wurzer. „Das hat uns so dermaßen
aufgeregt, dass wir gesagt haben, dass nun
der Punkt erreicht ist, um eine Idee umzusetzen,
die wir schon länger hatten. Und zwar: uns aktiver
einzubringen als wir es bislang gemacht haben.
FANS MIT BESONDEREN T-SHIRTS IM
RHEINENERGIE-STADION
„Diese Aktion brachte das Fass zum Überlaufen.
Unsere Dauerkarten in W2 sind relativ nah an
der Bande, weshalb die TV-Kameras uns schon
vorher häufiger filmten. Wie konnten wir das
also verbinden? Dann kam uns die Idee mit den
T-Shirts, so ist die ganze Aktion entstanden“, erinnert
sich Michael Wurzer. Das Motto damals:
„Respekt kann man am Transfermarkt nicht kaufen“
auf dem einen Shirt, „Fans auch nicht“ auf
dem anderen.
Social Checker
Die FC-Saison bei Instagram & Co.
Der 1. FC Köln gewinnt nach einer spektakulären Aufholjagd
gegen Mainz. Für FC-Fan Luis ging dank Anthony Modeste
nach dem Abpfiff ein Traum in Erfüllung.
Das RheinEnergie-Stadion befand sich am mal wieder im
absoluten Ausnahmezustand. Dafür gab es zwei Gründe:
Zum einen gewann der 1. FC Köln nach einem unnachahmlichen
Comeback sein Spiel gegen den FSV Mainz 05, zum
anderen waren die Ultras erstmals seit Beginn der Pandemie
zurück in der Arena. Nach Spielende ließ Anthony Modeste
dann ein kleines Fan-Herz besonders hoch schlagen.
Luis wird zum Internet-Phänomen
Der kleine FC-Fan wurde zu einer Art Internet-Phänomen,
nachdem ihn eine TV-Kamera während des 2:2-Remis zwischen
Köln und Borussia Dortmund aufnahm: Der Junge ließ
seinem Unmut über Ex-FC-Profi Marius Wolf – der kickte in
der letzten Saison leihweise für die Geißböcke – freien Lauf
und gestikulierte wütend in Richtung des Dortmunders.
Mittlerweile sind die Wogen zwischen Luis und Wolf wieder
geglättet: Der BVB-Spieler lud den kleinen Racker zu einer
Stadionführung durch den Signal-Iduna-Park ein und beschenkte
ihn mit einem Trikot. Luis‘ eigentliches Ziel blieb
jedoch etwas anderes: „Mein größter Wunsch ist es, von Anthony
Modeste das Trikot zu bekommen“, sagte der Junge in
einer Instagram-Botschaft auf seinem Fan-Kanal.
Anthony Modeste schenkt Luis ein Trikot
Am 9. April war es dann endlich soweit. Der FC-Stürmer
ging nach dem 3:2-Sieg zur Tribune, auf der Luis mit seinem
Vater schon auf Modeste wartet. Ein lautes „Dankeschön!“,
ist aus dem Mund des überglücklichen Hardcore-Fans zu
hören, als er seinen Helden inklusive getragenem Trikot vor
sich sieht.
Der Verein selbst veröffentlichte wenig später das entsprechende
Video auf den Online-Kanälen. Einen kleinen
Seitenhieb in Richtung Marius Wolf konnten sich die Rheinländer
nicht verkneifen: „Jetzt hat Luis endlich auch ein vernünftiges
Trikot im Schrank, Marius Wolf“.
Ende gut, alles gut: Nach einem fast verloren geglaubten
Spiel sammelt der FC nicht nur drei Zähler, sondern schafft es
auch, die eigene Anhängerschaft zufriedenzustellen. So kann
es für alle Beteiligten mit Sicherheit gerne weitergehen.
„RESPEKT KANN MAN AM TRANSFERMARKT
NICHT KAUFEN“
Lambertz erzählt: „Ich erinnere mich noch genau,
was das für ein komisches Gefühl war. Man
stellt sich das so lustig vor, stellt sich dahin und
hofft, dass eine Kamera einen ins Visier nimmt.
Tatsächlich hat es aber keine Sau interessiert, wir
wurden bei diesem Spiel gar nicht gefilmt. Irgendwas
hat uns dennoch angefixt, mal über unseren
eigenen Schatten zu springen. Dann haben wir
uns überlegt, das Ganze noch mal zu machen.
Dass das anschließend über Jahre so fortgesetzt
wird, war aber natürlich nicht klar.“
Der Startschuss war schließlich das nächste
Heimspiel kurz nach dem Shirt-Debüt. Mit dem
Motto „Kölner sind Realisten – Europa wir kommen“
schafften es die beiden ins Fernsehen. Dabei
wurden sie jedoch nicht nur gefilmt, sondern
auch in der Berichterstattung erwähnt. Zur Erinnerung:
den Sprung in die Europa League schafften
die Geißböcke erst in der Saison 2016/2017.
Echte Realisten eben.
„ZWEI KÖLSCH“ MIT SPIELTAGSPRESSEKONFERENZEN
IN DEN SOZIALEN
MEDIEN
Mittlerweile machen die beiden Kölner sogar
noch viel mehr als nur Mottoshirts. Sie sind in
den Sozialen Netzwerken vertreten, werden zu
Veranstaltungen eingeladen und gestalten ihre
eigene Pressekonferenz vor den FC-Spielen, von
denen es nun schon über 100 auf ihrem Youtube
Kanal gibt. Dabei steht jedoch nicht nur der
Verein, sondern auch ihre Heimat im Fokus:
„Wichtig ist uns natürlich auch Köln – unsere
Stadt. Deswegen drehen wir unsere Pressekonferenzen
an wechselnden Locations, die nicht nur
#1 Video mit kleinem Luis ging viral –
jetzt schenkt ihm Modeste ein Trikot
#1 "Zwei Kölsch"
Interviews
Fans weltweit verfolgen die kommentieren, analysieren,der Saison im Überblick – beobachtet