DM habe ich drei Kämpfe siegreich bestritten
und den Titel gewonnen. 2017 fuhr ich schließlich
zur EM und kam bis ins Finale. Danach reiste
ich regelmäßig mit in die Trainingslager der älteren
Boxerinnen. Ab diesem Zeitpunkt war ich
vollends im Leistungssport angekommen.
Wie stellst du dir deine sportliche Zukunft
vor, wäre auch das Profilager ein Thema?
Ich will keine Tür zuschlagen, bevor ich sie nicht
geöffnet habe. Aber ich denke jetzt nur an Olympia
2024, studiere ja auch Medizin im dritten Semester
an der Uni in Köln, beruflich sehe ich meine
Zukunft eher dort.
Wie kam es zu deiner Wahl?
Es war immer schon mein Traum, Ärztin zu werden.
Ich möchte einen Beruf ausüben, der mir
ständig neue Herausfoderungen stellt und in
dem ich Menschen helfen kann. Ich habe zwar
noch nicht die einzelnen Fachrichtungen des Studiums
kennengelernt, kann mir aber gut vorstellen,
mein Wissen aus dem Sport und der Medizin
später zusammenfließen zu lassen, zum Beispiel
in der Sportchirurgie.
Was ist für dich fordernder: eine Prüfung
im Studium oder ein Finale im Ring?
Ein Finale im Ring, dabei spielen einfach mehr
Faktoren hinein.
Neben deinen Titeln als Kader-Boxerin
hast du noch eine andere Auszeichnung
gewonnen, bist amtierende deutsche
Hochschulmeisterin. Wie bist du das geworden?
Man muss als Student immatrikuliert und eben Boxer
sein, um sich bei den Hochschulmeisterschaften
anzumelden. Sie fanden in diesem Jahr Ende Juni in
Hamburg statt. Es war eine wirklich coole Sache,
ein schönes Turnier mit großartiger Stimmung,
man trifft dort viele Gleichgesinnte – die tolle Atmosphäre
zu genießen ist noch wichtiger, als den
Titel zu gewinnen. (schmunzelt) Ich habe zwei
Kämpfe bestritten und beide vorzeitig gewonnen.
Wie schwierig ist es, Studium und Boxen
miteinander zu verbinden – und vermisst
du nicht das typische „Studentenleben“?
Es ist nicht einfach zu verbinden. Aber ich werde
nach dem Sport genug Zeit haben, das Studentenleben
auszuprobieren. Deshalb glaube ich
nicht, dass ich etwas verpasse. Das -Leben,
welches ich als Leistungssportlerin führe, ich sicher
noch eine Spur aufregender und das, was ich
persönlich mag.
Außerdem bist du noch Athletensprecherin
des DBV. Was hat dich bewegt, dieses
Amt zu übernehmen?
Ich habe einen guten Draht zu den
DBV-Sportlern, diese haben mich
dann als Sprecherin vorgeschlagen.
Mir ist es eine Ehre, die Athleten
im Verband und auf anderen
Ebenen zu vertreten. Ich konnte
bereits einige Erfahrungen sammeln,
war zum Beispiel bei einigen
Kader-Gesprächen dabei, bin als
Sprecherin in Verbandsentscheidungen
involviert und tausche
mich regelmäßig mit meinen
Teamkameraden aus.
Die Sichtbarkeit des Boxsports
in den Medien ist
hierzulande nicht besonders
hoch, im olympischen Boxen
noch weniger gegeben. Woran
liegt das?
Das stimmt. Deshalb bin ich auch
froh, dass es überhaupt ein Magazin
wie BoxSport gibt, das ein
Schaufenster für unseren Sport
ist. Ich habe aber das Gefühl, dass
das Medieninteresse für Boxen
langsam wieder steigt. Vor allem
das internationale Frauenboxen
im Profibereich rückt immer mehr
in den Blickpunkt. Letztlich müssen
wir als Sportler selbst für
mehr Aufmerksamkeit sorgen
und uns auch verstärkt in den Medien
präsentieren. Ich sehe insgesamt
eine positive Entwicklung
und hoffe, dass wir bei den nächsten Olympischen
Spielen mit -Medaillen dazu beitragen können.
Mittlerweile sind Top-Fights mit Championessen
wie Amando Serrano, Katie Taylor
und Claressa Shields Headliner großer Box-
Events. Wie bewertest du das?
Ich freue mich über jede Boxerin, die große Aufmerksamkeit
erhält. Das kommt letztlich dem
gesamten Frauenboxen zugute. Ich glaube
auch, dass der neu terminierte Kampf zwischen
Claressa Shields und Savannah Marshall (15.
Oktober; nach Redaktionsschluss) ein Riesen-
Fight wird und ein weiteres Ausrufezeichen für
das Frauenboxen setzt. Es sind starke Frauen,
auch in ihrem Auftreten. Man kann davon lernen,
wie sie sich und ihren Sport präsentieren.
Warst du schon einmal bei -einem internationalen
WM-Kampf der Profis?
Leider noch nicht. Aber ich würde sehr gerne
einmal einen Boxkampf in Las Vegas im legendären
MGM Grand besuchen. Als ich mit der
DBV-Staffel in den USA war, hat man gemerkt,
wie sehr die Amerikaner den Boxsport respektieren
und sich dafür begeistern können.
Was treibt grundsätzlich deinen Ehrgeiz
an?
Ich bin mir bewusst, dass ich nur dieses eine Leben
habe, und möchte das Beste aus mir herausholen.
Es ist mir einfach wichtig, jeden Tag aufzustehen
und die beste Version von mir selbst zu leben. Natürlich
klappt das nicht immer, aber es ist das,
was mich antreibt.
Womit verbringst du deine knapp bemessene
Freizeit?
Da wir während der Woche insgesamt elf Mal
trainieren, versuche ich, sonntags auszuschlafen.
Ich spiele Klavier, lerne dabei gerne immer
wieder Neues. Ab und zu spiele ich ein wenig
Gitarre, das habe ich mir selbst beigebracht,
aber nur zum Spaß. Außerdem mag ich es, spazieren
oder shoppen zu gehen. Und Städtetrips,
ich liebe Paris! Spätestens 2024 bin ich wieder
dort. (schmunzelt)